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Urbane Toleranz und ihre Grenzen?
Im Rahmen der Fachtagung Sucht im öffentlichen Raum moderierten Anna Rau und Dr. Tim Lukas gemeinsam einen Workshop zum Thema urbane Toleranz und deren mögliche Grenzen. In beiden sehr gut besuchten Workshoprunden wurde intensiv und kontrovers diskutiert. Zum Abschluss der Veranstaltung saß Anna Rau gemeinsam mit Polizeipräsident Johann Harms, Prof. Daniel Deimel und Florian Meyer aus Zürich auf einem Podium und tauschte sich über die Herausforderungen veränderter Drogenmärkte aus.
Sichtbarer Drogenkonsum in den Innenstädten, die Ansiedlung eines Suchthilfezentrums in der Nachbarschaft, Beschaffungskriminalität im Umfeld von Szenetreffpunkten – offene Drogenszenen bilden ein zentrales Konfliktfeld der urbanen Sicherheit. Zugleich konfrontiert uns der öffentliche Raum der Großstädte seit jeher mit Fremdheit und abweichendem Verhalten. Wie viel abweichendes Verhalten kann und muss eine Stadtgesellschaft tolerieren, ohne grundlegende Prinzipien von Sicherheit und Zusammenhalt preiszugeben? Basierend auf empirischen Befunden zur (Un-)Sicherheitswahrnehmung marginalisierter Gruppen werden in diesem Workshop Leitgedanken zum kommunalen Umgang mit sozialen Problemen im öffentlichen Raum vorgestellt, welche die Grundlage einer anschließenden Arbeitsphase bilden.
An den Workshops nahmen sowohl Vertreter von Polizei und Ordnungsamt wie auch aus der Suchthilfe und anderen sozialen Trägern teil. Der Austausch zwischen diesen beiden Professionen findet selten statt und erwies sich als fruchtbar und dringend notwendig. Für die jeweils sehr unterschiedlichen Handlungslogiken und Erfahrungswerte im Umgang mit Suchtkranken braucht es viel gegenseitiges Verständnis und Hintergrundwissen. Beides kann nur im Gespräch und regelmäßigen Austausch entstehen.
In der konkreten Auseinandersetzung der Frage welches Verhalten tolerierbar ist und welches nicht, liegen die verschiedenen Professionen nicht so weit auseinander. Allerdings gibt es viel Aushandlungsbedarf, wie die Gesellschaft mit nicht tolerierbarem Verhalten umgehen kann und soll.
Auch die Abschlussdiskussion zeigte deutlich, dass der Umgang mit Sucht im öffentlichen Raum die Fähigkeit bedarf, Grauzonen auszuhalten und pragmatische Lösungen umzusetzen, auch wenn es dafür nicht immer rechtlich klare Regelungen gibt.
