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10.10.2022

DEFUS und Efus auf dem 27. Deutscher Präventionstag in Hannover

Am 4. und 5. Oktober fand der 27. Deutsche Präventionstag wieder in Hannover und in Präsenz statt! DEFUS war nach einem Beitrag zum DPT-TV über unser Secu4All-Projekt auch hier an beiden Tagen vertreten. Zusammen mit Julia Rettig von Efus kamen wir an unserem Stand mit vielen bekannten und neuen Kontakten ins Gespräch über die verschiedenen Ziele und Ansätze der urbanen Sicherheit, lernten bei sehenswerten Workshops wie etwa dem zur urbanen Konfliktbearbeitung nach dem Augsburger Vorbild dazu, und ließen uns von den Beiträgen und Ausstellungen unserer Kolleg*innen aus dem ganzen deutschsprachigen Raum für die weitere Arbeit inspirieren.

Ein weiterer inhaltlicher Höhepunkt des Kongresses war die Podiumsdiskussion zur Thema "Brauchen wir neue Strategien für urbane Sicherheit und kommunale Prävention?"




Anna Rau und Julia Rettig gingen hier gemeinsam mit
Christian Specht, Erster Bürgermeister der Stadt Mannheim
Zuhal Karakas, Leiterin Fachbereich Öffentliche Ordnung, Landeshauptstadt Hannover
Dr. Tillmann Schulze, Leiter Urbane Sicherheit, EBP Schweiz AG
Dolores Burkert, Stadt Köln - Zentrum für Kriminalprävention und Sicherheit (ZKS), und
Daniela Dorn, Polizei Berlin - LKA Zentralstelle für Prävention

der Frage nach, wohin es für die urbane Sicherheit in Zukunft gehen sollte. Die Antwort fiel gemischt aus. Viele erfolgsversprechende und durchdachte Ansätze seien bereits vorhanden und teils sogar seit Jahrzehnten in der Diskussion (ebenso wie die entsprechenden bislang ungelösten Probleme). Dies beträfe vor allem Dinge wie Flexibilität, Kleinräumigkeit und die Rücksicht auf lokale Anwendungskontexte oder die richtige Balance zwischen Projekt- und Prozessorientierung in der Planung. Es bestehe also kein Mangel an guten Strategien in der Theorie.

Die Hindernisse bestünden eher in der praktischen Umsetzung. Mangelnder Austausch zwischen Akteur*innenen, unklare Zuständigkeiten, Silostrukutren in der Verwaltung und unterschiedliche Zieldefinitionen zwischen Partnern erschwerten immer noch sowohl die Formulierung gemeinsamer Visionen als auch deren Verwirklichung.     

Einig waren sich jedoch alle Expert*innen darin, dass sich das zeitnah ändern müsse, da die Herausforderungen an Städte nur weiter wachsen werden. Für die Sicherheitsakteur*innen, die zunehmend mit sich überschneidenden und gegenseitig verschärfenden Krisen konfrontiert sein werden, ohne dass die dafür zur Verfügung stehenden Ressourcen im gleichen Maße wachsen würden. Für die Stadtverwaltungen, an deren Personal immer weitere und bisher weitgehend unvertraute Anforderungen und Aufgabenprofile herangetragen werden. Für Staatsorgane im Allgemeinen, deren Legitimität sich in großen Teilen aus der sicheren Bereitstellung öffentlicher Güter speist. Für die Bürger*innen und Bürger, deren (zurecht) steigende Erwartungshaltung an Sicherheitsleistungen mit einem Rollenverständnis einhergehen muss, sich selbst als aktive und wichtige Teilhaber urbaner Sicherheit und Resilienz sehen und diesen Status permanent einzufordern.

Für alle Teilnehmenden stand fest, dass die Balance zwischen diesen Aufgaben vor allem viele und gut moderierte Aushandlungsprozesse verlangt, da sich keine noch so gute Strategie ohne den Rückhalt der Beteiligten umsetzen lassen wird. Strukturierte Dialoge zur gemeinsamen Entwicklung von strategischen Zielen werden deshalb an Wichtigkeit nur zunehmen.  

Die deutlichste Forderung für die Verbesserung der urbanen Sicherheit stand allerdings am Ende. Sie kostet vergleichsweise wenig (materielle) Ressourcen und klingt fast banal in ihrer Radikalität: Mut als Teil einer städtischen Organisationskultur. Den Mut von unten nach oben, unter Druck schnelle Entscheidungen zu treffen, die größere Schäden schnell und effektiv unterbinden. Den Mut von oben nach unten, den eigenen Mitarbeitenden diese Entscheidungen zuzutrauen und ihnen nach innen und außen die dafür nötige Rückendeckung zu geben. Den Mut als Stadt, Ressourcen und Personal für Experimente und Innovation bereitzustellen, und den Mut als Gesellschaft, diese Entscheidungen zu tragen und zu fördern.     

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